- Ausstellung: Das Jean-Monnet-Haus
- Das Haus im Herzen eines neuen Europas
Nach seiner Rückkehr aus den Vereinigten Staaten kaufte Jean Monnet im Jahr 1945 einen ehemaligen Bauernhof im französischen Houjarray, einer kleinen Siedlung in der Nähe von Paris. Er und seine Familie zogen direkt in ihr neues Zuhause – für eine Renovierung war keine Zeit. In diesem bescheidenen Heim lebte und arbeitete Monnet mehr als 30 Jahre lang, während sich seine Frau Silvia der Malerei widmete.
Wenn er in Houjarray war, verbrachte Monnet die meiste Zeit damit, über die Zukunft Europas und seiner Institutionen nachzudenken. Hier entwickelte er 1950 das Projekt, aus dem zwei Jahre später die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl hervorgehen sollte. Wenn er nicht gerade auf Auslandsreisen war, empfing Monnet in seinem Haus in Houjarray Freunde und Beamte aus verschiedenen Staaten, die ihn um Rat fragten und seine Meinung zu aktuellen Geschehnissen hören wollten. Zu seinen namhaften Gästen zählten der ehemalige US-Präsident Dwight Eisenhower, der französische Minister Robert Schuman, die US-Diplomaten John McCloy und George Ball, der britische Bankier Eric Roll, der hochrangige Labour-Politiker George Brown und Prinz Bernhard der Niederlande. Auch treue Unterstützer wie Pierre Uri, Robert Marjolin und Etienne Hirsch waren häufig zu Gast in Houjarray.
Nach einem morgendlichen Spaziergang durch die umliegende Landschaft und der Lektüre der neuesten Tageszeitungen fuhr Monnet jeden Tag nach Paris, wo er in der Avenue Foch die Büros des Aktionskomitees für die Vereinigten Staaten von Europa eingerichtet hatte. Journalisten und wichtige Vertreter der internationalen Presse lud er jedoch gerne zu sich nach Hause ein, wo er mit ihnen am Kamin über die Zukunft Europas sprach. Auch mit den Vorbereitungen seiner Memoiren, die 1976 erscheinen sollten, begann er in Houjarray.
Der Ruf Monnets ging jedoch weit über die ländliche Idylle hinaus. In ganz Europa erhielt er für seine Arbeit große Anerkennung: 1975 verlieh ihm der damalige Präsident des Europäischen Parlaments Georges Spénale für seinen entscheidenden Beitrag zum Aufbau des geeinten Europas die große goldene Medaille des Europäischen Parlaments. Sein Zuhause in Houjarray spielte in seinem Leben weiterhin eine wichtige Rolle. Hier erfuhr Monnet 1976 auch von der Entscheidung des Europäischen Rates, ihn zum „Ehrenbürger Europas“ zu erklären. Monnet starb am 16. März 1979 in seinem Haus. Er ist auf dem kleinen Friedhof von Bazoches-sur-Guyonne begraben.
Hier können Sie den Podcast hören.
Ein malerisches Haus unweit von Paris, mit Strohdach und himmelblauen Fensterläden, umgeben von einem üppigen Park. Wurde hier wirklich über die Zukunft Europas und seinen Platz in der Welt entschieden? Kaum zu glauben, aber wahr. Denn genau dieses Einfamilienhaus war der Lebensmittelpunkt und Arbeitsplatz eines der Gründerväter der heutigen Europäischen Union: Jean Monnet.