- Ausstellung: Nie erzählte Geschichten aus dem Ersten Weltkrieg
- Die Ausrüstung eines Soldaten
Einleitung
Waffe, Munition, Lebensmittel, Wasser und Uniform waren notwendige Bestandteile der Ausrüstung, auf die kein Soldat verzichten konnte, doch viele trugen persönliche Gegenstände bei sich, die für sie eine viel größere Bedeutung hatten. Oft wurden kleine Glücksbringer in den Tornistern aufbewahrt, die mehr als 23 kg wiegen konnten. Neben Tagebüchern, in denen der alltägliche Heldenmut des Krieges detailliert festgehalten wurde, geben auch religiöse Gegenstände, Fotografien von Angehörigen, Bücher und Maskottchen einen faszinierenden Einblick in die Gedankenwelt derer, die an die Front geschickt wurden.
3000 Meter ohne Fallschirm
Fliegerass Giles Blennerhassett hatte nichts weiter als ein Maschinengewehr, an dem er sich bei seinen halsbrecherischen Einsätzen im offenen Cockpit festhalten konnte. Trotzdem gelang es ihm, acht feindliche Albatros-Kampfflugzeuge in nur drei Monaten abzuschießen.
Dem mutigen 22-jährigen Leutnant wurde für seine Geschicklichkeit als F.E.2b Flugzeugbeobachter das Militärkreuz verliehen. Zu seinen Aufgaben gehörte die Bedienung eines .303 Lewis Maschinengewehrs, das auf einer schwenkbaren Lafette auf einer ungeschützten Plattform vorne am Flugzeug angebracht war. Einmal griff er zwei feindliche Maschinen an, deren Piloten beide die Kontrolle über ihre Flugzeuge verloren.
Blennerhassetts 93-jähriger Sohn Brian, der das Logbuch seines Vaters sowie eine Reihe Fotos beisteuerte, sage: „Er rutschte auf dem metallenen Boden hin- und her und musste sich an den Kanten des Cockpits festklammern, um das Feuer zu eröffnen.
„Es gab weder Sicherheitsgurte noch Fallschirme. Wie er es schaffte, nicht heraus zu fallen, übersteigt jede Vorstellungskraft. Er war ein mutiger Mann.”
Blennerhassett aus Sligo war 20 Jahre alt, als er 1916 vom 4. Battalion, Royal Irish Fusiliers, mit dem er in den Schützengräben in Frankreich gekämpft hatte, als Flugzeugbeobachter zum Royal Flying Corps - der späteren RAF - abgestellt wurde. 1917 wurde er dann Pilot.
Tornister enthält Schätze aus dem Ersten Weltkrieg
Irgendwo auf dem Speicher, versteckt unter einem Dachbalken seines Hauses in Dornberk, Slowenien, entdeckte Silvester Kovačič einen wahren Schatz an Erinnerungsstücken aus dem Ersten Weltkrieg.
Der Tornister hatte Victor Mitkiewicza gehört, einem Kadetten im 22. Versorgungsbataillon, 41. Infanterieregiment der österreichisch-ungarischen Armee. Noch bis vor 20 Jahren lag er unentdeckt auf dem Dachboden.
Die Tasche enthielt neben einem nicht abgesandten Brief an Mitkiewiczas Mutter auch weitere Korrespondenz und Postkarten von ihr, seinem Bruder und seiner Freundin Ilde Gabrau. Es gab auch ein gelbes „Portepee” – eine Zierquaste, die um die Waffe des Trägers geschlungen wurde, um dessen Zugehörigkeit zu einem bestimmten Truppenteil anzuzeigen.
Kovačič, der auch einen Schlafsack auf dem Speicher entdeckte, sagt, dass er von vielen Sammlern angesprochen wurde, die den Tornister oder wenigstens einen Teil seines Inhalts gerne gekauft hätten. Er hofft jedoch, die wertvollen Gegenstände durch ihre Veröffentlichung auf www.europeana1914-1918.eu an Mitkiewiczas Nachkommen übergeben zu können.
Aus den Briefen geht hervor, dass Mitkiewicza in Dornberk einquartiert war, das zur Isonzofront gehörte. Die Postkarten deuten darauf hin, dass er 1915 im Feldpostbereich 357 und 1916 im Bereich 26 diente. Die meisten der Karten, die er erhielt, wurden aus Semmering, Wien und Innsbruck abgeschickt.
Unsent Brief an Mitkiewicz Mutter
Gerettet durch einen Heiratsantrag
Die Polin Janina Elizabeta Mazurkiewicz, die vor dem Ersten Weltkrieg geflohen war, rettete den jungen slowenischen Soldaten Michael Drašček vor dem Gefängnis, indem sie auf einer Heirat bestand.
Drašček aus Ozeljan, Slowenien, war 25, als er 1914 in die österreichisch-ungarische Armee eintrat. Seiner Erinnerung nach wurde der Beginn des Ersten Weltkriegs durch das Läuten der Kirchenglocken im ganzen Viertel bekannt gemacht.
Er wurde an die Ostfront in Galizien geschickt, wo er verwundet und von den Russen gefangen genommen wurde. Nach den Worten seiner Enkelin Rada Čopi war Drašček „im Herzen ein Revolutionär”. Es war also nicht weiter verwunderlich, dass er während seiner Internierung in Taschkent (heutiges Usbekistan) zum Sympathisanten wurde und sich der Sache der russischen Revolutionäre anschloss.
Der frühere Schmied wurde jedoch erneut gefangen genommen, dieses Mal von den konterrevolutionären Weißen Garden. Gerettet wurde er durch die adelige Janina Elizabeta, die eine Geschichte erfand, der gemäß das Paar heiraten musste. Drašček wurde daraufhin freigelassen.
Das Paar heiratete tatsächlich und ließ sich mit seinen drei Kindern wieder in Ozeljan nieder. Und die ganze Zeit über hatte Drašček einen Gegenstand dabei, der ihn überallhin begleitete: seinen ramponierten Holzkoffer.
Kriegsgefangener erschafft religiöse Szene
Das verzierte Kreuz in der Flasche ist das Werk eines russischen Kriegsgefangenen. Sie wurde uns von dem Slowenen Slavko Zupan übergeben, der mit seinen 100 Jahren die älteste Person war, die einen Beitrag leistete.
Viele Russen, die an der galizischen Front gefangen genommen wurden, mussten für Österreich-Ungarn Straßen, Schmalspurbahngleise, Kasernen, militärische Depots und Gefechtsstände bauen.
Sie mussten unter furchtbaren Bedingungen leben. Viele starben an Krankheiten, Erschöpfung, schwerer Unterernährung und Unfällen während der Arbeit.
Der Gefangene, dem wir die Flasche zu verdanken haben, war einer der Glücklicheren, die auf Bauernhöfen und in Haushalten im Vipava-Tal eingesetzt wurden. Diese Gefangenen fertigten häufig Kunstwerke in Form von Ringen und Armbändern aus Kupfer und Eisen an, die sie für ein Stück Brot oder eine Zigarette an österreichisch-ungarische Soldaten verkauften.
Zupans Verwandte Rozina Pahor, eine Restaurantbesitzerin in Prvačina, kaufte die Flasche 1916 von einem russischen Kriegsgefangenen. Er hatte die Flasche aus Russland mitgebracht und später ein aus Holz geschnitztes Kreuz, einen Schädel und weitere symbolische Figuren hinzugefügt.
Zupan, der während des Ersten Weltkriegs in Ljubljana lebte, sagte, dass er sich an Züge voller Kriegsgefangener erinnert, die von der Front kamen. Das stark einem Flaschenschiff ähnelnde Kunstwerk wird noch heute im Haus seiner Familie aufbewahrt.